Frank Ullrichs Zwischenbilanz der Saisonvorbereitung vor dem abschließenden Trainingslager in Vuokatti, Finnland 



Große Leistungsdichte

Der Einstieg in die Saison verlief - beginnend beim Radlehrgang in Bad Griesbach, über die Komplexlehrgänge in Oberhof, Ruhpolding und am Belmeken weitestgehend problemlos.
Nur beim ersten Schneetraining am Dachstein mussten wir wegen der teilweise doch sehr widrigen Verhältnisse immer wieder improvisieren. Letztendlich konnten wir aber auch hier unsere Trainingsziele zu einem Großteil realisieren.

Die Entscheidung, den B-Kader in einige Lehrgangsmaßnahmen mit einzubinden, erwies sich für beide Seiten aufgrund des direkten, täglichen Vergleichs als überaus motivationsfördernd. Alle Athleten haben in den vergangenen Monaten ein enormes Engagement an den Tag gelegt, was sich auch in einer sehr großen Leistungsdichte bei den Deutschen Meisterschaften widerspiegelt. Allerdings machen es die vielen unterschiedlichen Sieger nicht gerade einfach, unseren derzeitigen Leistungsstand - gemessen an internationalen Maßstäben - zu bewerten. Bleibt abzuwarten, wer sich aus der derzeitigen Spitzengruppe noch einmal ein Stück nach vorne absetzen kann. Unter Umständen werden hier erst die Weltcup-Rennen im Dezember genauen Aufschluss geben.

Die arrivierten Mitglieder der WM-Staffel, Luck, Groß, Fischer und Sendel, konnten bei den Deutschen Meisterschaften ihre Spitzenstellung eindrucksvoll behaupten. Und auch im Training übernehmen diese vier Athleten nach wie vor eine gewisse Vorbildfunktion.
Sehr gefreut hat mich die Leistung der jungen Garde. Sowohl im Training als auch bei den Deutschen Meisterschaften konnten Nachwuchskräfte wie Andi Birnbacher, Daniel Graf und Michael Rösch Akzente setzen. Von diesen jungen Leuten dürfen wir zwar noch keine Wunderdinge erwarten, die letzten Resultate beweisen aber, dass hier eine überaus positive Entwicklung im Gange ist. Eine Entwicklung, an der auch Kristian Mehringer seinen Anteil hatte. Dass er nun zum Langlauf gewechselt ist, bedauere ich sehr. Trotz einiger Probleme mit dem Schießen war Kristian doch eines unserer großen Nachwuchstalente. Die Stabilität, die er ganz offensichtlich von sich selbst am Schießstand erwartet hat, ist mit 22 Jahren einfach noch nicht realistisch. Hier hätte er meiner Meinung nach einfach noch ein wenig Geduld aufbringen müssen. Dennoch wünschen wir ihm für seine weitere sportliche Karriere bei den Langläufern alles erdenklich Gute.

Pech hatte Alexander Wolf, der in diesem Sommer gleich zweimal mit dem Skiroller stürzte und dadurch für einige Zeit das Training reduzieren musste. Ansonsten können wir mit dem Gesundheitszustand unserer Mannschaft insgesamt aber sehr zufrieden sein. Nur Andi Birnbacher musste wegen eines grippalen Infekts vorzeitig vom Dachstein-Gletscher heimreisen.

Mark Kirchner hat sich erstaunlich schnell in seiner neuen Rolle als Stützpunkttrainer in Oberhof zurechtgefunden. Die Zusammenarbeit mit ihm klappt bereits hervorragend. Ich denke, dass wir mit ihm die richtige Wahl für diesen Posten getroffen haben.

Mit Björn Weisheit haben wir seit diesem Frühjahr bei den Biathleten einen neuen Cheftechniker. Zusammen mit Arne Kluge, Marco Danz und Thorsten Thrän wird er sich in Zukunft um das Material unserer Athleten kümmern. Unter seiner Führung soll auch die Zusammenarbeit mit den anderen Technikerteams des DSV intensiviert werden. Weisheit war bis letztes Jahr Techniker der Schweizer Biathlon-Mannschaft.

Zur Zeit umfasst der vorläufige Weltcup-Kader sieben Athleten. Sven Fischer, Ricco Groß, Frank Luck und Peter Sendel haben bei der Vergabe der Weltcup-Startplätze aufgrund ihrer Vorjahres-Leistungen einen kleinen Bonus. Um die drei restlichen Plätze im Weltcup-Team bewerben sich neben ndi Birnbacher, Michi Greis und Alexander Wolf derzeit elf weitere Athleten. Die endgültige Entscheidung über die Zusammensetzung des Kaders treffen wir nach den Ausscheidungswettkämpfen in Vuokatti, Ende November. Je nach Leistungsstand behalten wir uns wieder vor, im Januar einen Wechsel zwischen Europacup- und Weltcup-Team vorzunehmen.

30.10.2003

Quelle: DSV


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