Dieses Interview gab Sven dem Magazin logo seines Arbeitgebers Fiege      

Mit taktischer Meisterleistung zum olympischen Silber
Interview mit Sven Fischer 

Zunächst die herzlichsten Glückwünsche Ihrer Kollegen der Fiege Gruppe zu Ihren großartigen Erfolgen in der jetzt beendeten Olympia-Saison – insbesondere bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City und bei den Weltmeisterschaften auf dem Holmenkollen bei Oslo, Herr Fischer. Wir alle haben Ihnen kräftig die Daumen gedrückt! Nicht zuletzt Dank Ihrer Aktivitäten hat die Sportart Biathlon in den letzten Jahren sehr an Attraktivität gewonnen. Die Kombination aus so unterschiedlichen Einzelsportarten wie Skilanglauf und Schießen fasziniert immer mehr Menschen. Wie sind Sie zum „Skijäger“ geworden?
Sven Fischer: Mein früherer Skilanglauftrainer Stefan Luck hat mich für die Sportart Biathlon begeistert. Seit meinem 12. Lebensjahr bin ich aktiv dabei.

Es muß doch sehr schwer sein, nach der Anstrengung des Langlaufs mit zahlreichen zu überwindenden Steigungen in der Loipe am Schießstand aus dem vollen Lauf heraus plötzlich die Ruhe und Gelassenheit für fünf sichere Schüsse ins Schwarze zu finden?
Sven Fischer: Das ist auch sehr schwierig, und nur ausdauerndes Training verhilft zur notwendigen Sicherheit.

Nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille im Sprint war in den Zeitungen vielfach der Begriff einer „taktischen Meisterleistung“ zu lesen. Wie funktioniert in einem solchen Wettkampf die Taktik? Muß man nicht „einfach“ so schnell Ski fahren wie möglich und dann am Schießstand mit allen fünf Schüssen ins Schwarze treffen?
Sven Fischer: Die Taktik bestand in der Entscheidung, mich in der ersten Startgruppe auslosen zu lassen. Ich hatte am Tag vor dem Wettkampf meine Ski getestet, aber mein bestes Paar wurde bei den herrschenden Schneebedingungen immer schwieriger zu fahren. Meine Mannschaftskollegen hatten diese Probleme nicht. Also hoffte ich auf konstante Wetterlage, die nur in
den ersten Stunden gegeben war. Und diese Taktik hat sich – wie das Ergebnis zeigte – bewährt. 

Wer hat Sie in Salt Lake City nicht nur taktisch, sondern auch moralisch unterstützt, was sicher ebenso wichtig ist?
Sven Fischer: Das war mein Vater, dessen Beistand besonders nach dem für mich verkorksten Auftaktwettkampf über 20 Kilometer wichtig war. Denn wenn Du eine Medaille gewinnst, sind immer alle da, aber wenn nicht ...
 

Wen sehen Sie als Ihren größten Konkurrenten, und wer von Ihren Sportkameraden hat sie am meisten beeindruckt?
Sven Fischer: Ole Einar Björndalen war für mich und unsere Mannschaft der größte Konkurrent. Durch seinen „Überflug“ werden aber die drei Silbermedaillen und auch die Bronzemedaille unseres Männer-Teams noch wertvoller, denn sowohl Frank Luck als auch ich und unsere Staffel haben immer hinter Ole Einar Björndalen gewonnen!

Welches spezielle Training stand für die Olympischen Spiele an, wurde doppelt so oft und schwer trainiert wie zum Beispiel für den alljährlich stattfindenden Weltcup oder eher etwas behutsamer?
Sven Fischer: Doppelt so schwer und oft geht wohl kaum, allerdings haben wir mit spezieller Technik etwas früher begonnen und haben auch früher mit dem Training auf Schnee angefangen.

Wie sieht Ihr Trainingsalltag während der Sommermonate aus?
Sven Fischer: Im Sommer betreiben wir regelmäßig Sportarten wie Schwimmen, Paddeln, Crosslauf und trainieren dann speziell fürs Biathlon mit Skiroller plus Schießen oder Crosslauf plus Schießen.

Und wieviele Patronen müssen pro Jahr als Trainingsschüsse ins Ziel fliegen?
Sven Fischer: Etwa 12.000 bis 14.000 Schuß Kleinkalibermunition sind es schon.

Wissen Sie eigentlich, wie viele Kilometer auf Skiern Sie bereits absolviert haben? Sind Sie vielleicht schon ein paar Mal um den Erdball gelaufen?
Sven Fischer: Mit Sicherheit sind es einige Tausend Kilometer, aber so ganz genau habe ich das noch nicht ausgerechnet.

Ihre Sportart hat zwar in der Gunst der Zuschauer gewaltig aufgeholt, aber trotzdem sind die Preisgelder und mögliche Werbeeinnahmen eher gering. Wie finanziert sich eine Sportlerkarriere wie die Ihre?
Sven Fischer: Biathlon ist inzwischen eine Sportart mit steigender Werbewirksamkeit geworden. Das macht es für die Spitzensportler etwas leichter. Trotzdem wäre es nicht möglich, ohne Hilfe des Deutschen Skiverbandes, der Deutschen Sporthilfe und der Sponsoren aus der Wirtschaft – wie bei mir der Fiege Gruppe als meinem großzügigen Arbeitgeber – diesen Sport auf Weltniveau zu betreiben.

Würden Sie uns den für Sie persönlich größten Erfolg Ihrer bisherigen Laufbahn nennen?
Sven Fischer: Es gibt für mich nicht den sportlich größten Erfolg, es sind viele, die mir in der Erinnerung bleiben. Aber ganz oben stehen natürlich die Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen.

Wir wünschen Ihnen für die Zukunft noch weitere Erfolge wie in der vergangenen Saison und hoffen natürlich auf Ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in vier Jahren!

Sven nach den Olympischen Spielen 2002 mit den geschäftsführenden Gesellschaftern seines Arbeitgebers Fiege Logistik, Heinz Fiege und Dr. Hugo Fiege.

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