Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen gewann Sven während seiner Juniorenzeit nie einen großen internationalen Titel. Die Zeit der sportlichen Erfolge begann bei ihm so richtig erst 1993. Bei seinem ersten Einsatz in einer Weltmeisterschaft holte er im bulgarischen Borowetz Gold im Mannschaftswettbewerb. Und schon einen Monat später, im März 1993 gewann er im Sprint von Kontiolahti seinen ersten Weltcup. Am Ende seiner ersten Weltcup-Saison hatte er sogar den Sprint-Weltcup gewonnen und er war sechster der Weltcup-Gesamtwertung - Sven war "Vom Spätstarter zum Aufsteiger der Saison" geworden.

Auch der Start in die Saison 1993/1994 verlief erfolgreich. In den elf Weltcup-Rennen vor den Olympischen  Spielen konnte er sich nur zweimal nicht unter den ersten 10 

platzieren, fünfmal lief er gar auf einen Podestplatz und wurde so als Medaillenkandidat für Olympia gehandelt. Bundestrainer Norbert Baier bezeichnete Sven als seinen stabilsten Athleten des Winters. Tatsächlich konnte er gleich in seinem ersten Olympia-Rennen, dem Einzel, die Bronzemedaille gewinnen. Gefragt, ob er sich nicht über die beiden Fehlschüsse, die eine noch bessere Platzierung verhinderten ärgere, meinte er nur: "Beim ersten olympischen Lauf meines Lebens eine Medaille - Herz, was willst Du mehr!". Frank Luck, verheiratet mit Svens Schwester Andrea, errang im gleichen Wettbewerb die Silbermedaille, ein doppelter  Olympischer Sprint in Lillehammer 1994: Silber für Frank Luck, Bronze für Sven Fischer
Grund  zum Feiern für die Fischers; für Svens Vater war's sogar "der glücklichste Tag in meinem Leben nach der Geburt meiner Kinder".  Den olympischen Sprint beendete Sven, den Einzelwettkampf noch in den Knochen, als Siebter. Die deutsche Herrenstaffel konnte, obwohl die Russen klar favorisiert waren, mit Sven als Schlussläufer, die Goldmedaille gewinnen und das in der schnellsten Zeit aller olympischen Staffeln. Neben Sven gab es auch je einmal Silber für Frank Luck (Einzel)  und Ricco Groß (Sprint). Ein schöner Erfolg für die deutsche Herrenmannschaft, trotz mancher störender Nebengeräusche aus dem eigenen Lager, als Kritik an den Skitechnikern des Teams geübt wurde. Svens Kommentar: "Was soll's. Auch mit einem nicht optimalen Ski muss man fertig werden." Bis heute ist das so: nie macht er sein Material dafür verantwortlich, wenn es einmal nicht so läuft wie gewünscht.

Am Ende seiner zweiten Weltcup-Saison war Sven erneut Weltcup-Sieger im Sprint und sogar zweiter in der Weltcup-Gesamtwertung. Man ist trotz dieses großen Erfolgs versucht zu sagen "nur" zweiter, denn zum Gewinn fehlten im gerade mal zwei Punkte. Eigentlich hatte er sogar die meisten Weltcup-Punkte gesammelt, aber nach der komplizierten Rechenprozedur nach Abzug von Streichresultaten, nach Streitereien um das uneindeutige Reglement zur Vergabe der Punkte und auch aufgrund der Tatsache, dass Olympiaergebnisse damals nicht zum Weltcup zählten, war Sven "nur noch" Zweiter.  

Es folgte die bislang schwächste Weltcup-Saison, bedingt durch das Pfeiffer’sche Drüsenfieber, das eine normale Saisonvorbereitung verhinderte. Ein fünfter Platz im Sprint von Bad Gastein, zwei Deutsche Meister-Titel in Sprint und Staffel und ein zweiter Platz in Lahti waren - abgesehen von guten Platzierungen mit der Staffel - die einzigen sportlichen Lichtblicke der Saison.  

Bei der WM in Antholz im Februar 1995 gewann Sven mit der Staffel Gold, Erfolge in den anderen Disziplinen blieben aus, auch weil er im Vorfeld der WM krank war. Viel ärgerlicher waren allerdings die von Nationalmannschaftsmitglied Holger Schönthier "passend" zur WM vorgebrachten Dopingverdächtigungen gegen Sven. Monatelang beschäftigten Schöntiers haltlose Beschuldigungen die Gerichte und sorgten für Schlagzeilen, sogar die Herbstleistungskontrollen in Oberhof im September 1995 wurden vom DSV abgesagt, weil die Athleten sich mit Sven solidarisch zeigten und drohten, die Veranstaltung im Falle einer Teilnahme Schönthiers zu boykottieren. Die Bundestrainer Norbert Baier und Frank Ullrich kündigten ihren Rücktritt an, falls Schönthier in die Mannschaft zurückkehren würde. Dazu kam es glücklicherweise nicht und Sven erfuhr offensichtlich soviel Unterstützung aus einem intakten Umfeld, dass er mit dieser schweren Situation umgehen  konnte. - Er beendete die Saison mit dem 18. Platz im Gesamt-Weltcup und der Erkenntnis: "Zum falschen Zeitpunkt zu hart trainiert".  

© Isabel Bräuer

1995 - 1997
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